Unfug des Photographierens

 

  Das könnte man sowohl als eigene Sichtweise aber auch als Denkanstoss betrachten.

 

FotoMagazin - Ausgabe Juli 1954

 

  Die Zeitung „Christ und Welt“ veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom 05. Mai nachstehenden Beitrag ihres dt-Mitarbeiters, der sich ungehalten über den „Unfug des Photographierens“ und das störende Gehabe mancher Photographen beschwert, wenn sie sich ungezogenerweise in den Vordergrund drängen.

 

  Nun freilich - es gibt solche und solche, und jeweils wird es an der Kinderstube liegen, aus der dieser oder jener kommt. Sich vordrängen oder übermäßigen Platz beanspruchen wollen, ist, wie es uns scheint, aber keineswegs eine Begleiterscheinung der Amateurphotographie. Rücksichtslosigkeit gibt es auf Autobahnen beim Überholen ebenso wie beim Einsteigen in die Straßenbahn.

Wir sind dagegen der Meinung, daß es bedeutend störenderes Verhalten bei fremden Menschen gibt, als es durch bescheidenes Knipsen für einen kurzen Augenblick möglich ist.

 

  Wie steht es z. B. Um die Motorradfahrer, die am Sonntagvormittag auf der Straße der Angebeteten ihr „Ständchen“ mir Vollgas darbringen, um ihr den Glanz der Männlichkeit eindeutig ins Bewußtsein zu bringen? Oder wie steht es um den erholsamen Waldesfrieden, wenn nebenan jemand bemüht ist, mit Radiogerät oder Grammophon die Stille dauerhaft zu töten?

 

  Wir glauben, daß beides mit vervielfachter Fernwirkung stärker auf die Nerven geht und mehr Einbruch in die persönliche Sphäre ist als das Auftauchen eines schönheitssuchenden Amateurs für einen kurzen Augenblick zu „lautlosem“ Tun.

 

  Doch wir wollen den Schreiber nunmehr zu Worte kommen lassen, obwohl wir uns, wie gesagt, mit seiner Meinung - bei allem Mitgefühl - durchaus nicht identifizieren.

 

(Die Redaktion)