Technik ist nicht alles

 

  Vor einigen Jahren schrieb eine größere rheinische Stadt einen Fotowettbewerb aus „Das schöne B.“.

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  Eines war besonders bemerkenswert. Nur wenige Aufnahmen hatten grobe Mängel in rein technischer Hinsicht. Das Fehlerhafte lag vorwiegend in der Auffassung der dargestellten Gegenstände. So hatte man keinen Blick für das Wesentliche der Landschaft. Die zum Bildvorwurf gemachten Bauwerke waren oft unschön und nicht charakteristisch. Man verstand es auch nicht, Architektur vom rechten Standpunkt und im rechten Ausschnitt zu sehen. (…) Überall zeigte sich ein Mangel an Auffassung. Vor allem fehlte fast immer der Sinn für das spezifisch Fotografische, für die Möglichkeiten und Wirkungen, die sich aus einem günstigen und glücklichen Zusammenspiel von Licht und Schatten ergeben. Dies alles und mehr kannte man nicht.

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  Die meisten Menschen, welche Fotografieren, wissen wirklich nicht, dass ein technisch „gelungenes“ Bild noch lange nicht gut zu sein braucht, während aber eines, dass im Äußeren gescheitert ist, in anderer Weise doch noch erfreuend sein kann.

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  Man ist zu sehr im Äußerlichen geblieben, man hat das Technische zur Hauptsache gemacht und vergessen, daß es doch eigentlich nur dienen soll.

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  Wer wirklich fotografieren will, muss sich den Inhalten zuwenden.

 

 

Paul Nathrath, Die Welt im Licht, 1942