Durchschnitt kann jeder

 

  Jeden Tag werden heute zahllose Fotos im Internet veröffentlicht. Soziale Netzwerke, private und kommerzielle Webseiten, Mobiltelefone und das überall verfügbare Internet schaffen hierzu nahezu unbegrenzte Möglichkeiten.

Doch was wir dann zu sehen bekommen sind Schnappschüsse, die persönliche Inhalte transportieren sollen, digitale Urlaubsgrüsse, Selfies, Foodporn oder was es da alles noch gibt. Doch ist das noch das, war wir als "Fotografie" bezeichnen?

 

  Darüber hinaus werden all diese Aufnahmen mit überall verfügbaren "Bearbeitungsfiltern" versehen; vorgegebenen Stilen aus unterschiedlichen Apps oder Bildbearbeitungs-programmen, die eine Aufnahme genauso 'besonders' machen sollen, wie alle anderen mit diesen Filtern angepassten Aufnahmen.

Werden massenweise egalisiert bearbeitete Bilder “besser” als der Durchschnitt?

 

  Andreas Feininger schreibt in "Die hohe Schule der Fotografie" 1961 (Auflage 28, 2005):

 

Dank dieser und anderer Fortschritte auf dem Gebiet der Fototechnik ist die technische Qualität der Arbeiten des Durchschnittsfotografen heutzutage allgemein hoch. Leider sind aber mit wenigen Ausnahmen die Fotos von heute, soweit es künstlerische Gestaltung und Aussage betrifft, noch immer auf demselben Stand wie Bilder, die vor zehn oder zwanzig Jahren aufgenommen worden sind. Wie auf so vielen anderen Gebieten, so hat auch in der Fotografie Fortschritt auf dem Gebiet schöpferischer Aussage nicht mit dem Fortschritt im technischen Schritt mitgehalten.

 

Das Verfügen über all diese wunderbaren Mittel sollte eigentlich den Durchschnittsfotografen befähigen, interessante Aufnahmen zu liefern.